Singen, trommeln, feiern – St. Malo 2017

Allen Verspätungen und zurückgelassenen Koffern zum Trotz war es am 23. August endlich so weit.
(Fast) Pünktlich um 17:00 stiegen wir in Wien-Schwechat in den Flieger, der uns nach Frankreich bringen sollte. Als wir nach nervenaufreibenden zwei Stunden in Paris endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatten, waren wir müde, hungrig, aber hauptsächlich unglaublich gespannt, was uns die nächsten vier Tage erwarten würde.

Mitten in Paris Leute treffen die man kennt!

Als wir dann nach einer weiteren Stunde im Zug endlich unsere Zimmer im Hostel beziehen konnten, konnten wir selbstverständlich nicht sofort in unsere Betten fallen, schließlich sind wir doch in Paris! Der ursprünglich geplante Trip zum Eiffelturm wurde jedoch schnell gegen gemütliches Zusammensitzen eingetauscht, da Andi ja nicht Andi wäre, wenn er nicht selbst in einem Hostel mitten in Paris Leute kennen würde. In diesem Fall eben die Delegation aus Luxemburg. Aus einer Stunde wurde 2:00, aber schlafen konnte man ja eh morgen im Bus.

Nach einer viel zu kurzen Nacht und einer viel zu langen Busfahrt, wurden in St. Malo sofort die Zelte bezogen und dann ging es auch schon mit der Eröffnungsfeier los, bei der viele Reden geschwungen wurden und wir in den Genuss eines Improtheaters kamen. Als alle der fast 800 Teilnehmer ausgiebig begrüßt waren, stand auch schon der nächste Punkt auf dem Programm. Alle pilgerten wieder zurück in ihre Zeltdörfer und fanden sich dort in den Fraternités zusammen.

Was sind Fraternités?

Was Fraternités sind? Die Grundidee hinter Fraternités war, dass es sich schwierig gestalten könnte, seine Erfahrungen und Emotionen, die sich den ganzen Tag über aufstauen, mit allen Teilnehmern zu teilen. Deswegen wurden wir innerhalb der Zeltdörfer in kleinere Gruppen á circa zehn Personen eingeteilt, in denen wir uns gegenseitig besser austauschen und kennenlernen zu können.

Nachdem alle Fragen, die wir uns untereinander stellen sollten, beantwortet und alle organisatorischen Dinge geklärt waren, war es Zeit fürs Abendessen und danach ging auch schon der interkulturelle Abend los, bei dem Delegationen verschiedenster Länder Gelegenheit hatten, uns ihre Herkunft durch Theater, Musik und Tänze näher zu bringen.

Muslimische und christliche Gottesdienste

Mindestens gleich schnell wie der Donnerstag verging auch der Freitag. Los ging es mehr oder weniger pünktlich um 9:30 mit den ersten Workshops zu verschiedensten Themen (mehr dazu im Videotagebuch auf Facebook), die bis zum Mittagessen dauerten. Danach war jedem selbst überlassen, wie er den Nachmittag verbringen wollte. Viele entschieden sich dazu, ihren kulturellen Horizont zu erweitern und an den muslimischen und christlichen Gottesdiensten, andere gingen an den Strand oder erkundeten die Innenstadt. Am Abend wurde noch in den Fraternités über den Tag geredet und im großen Zelt bei der CaritasFM-Party gefeiert.
Kaum angekommen war auch schon der letzte Tag in St. Malo da. Vormittags standen wieder Workshops auf dem Programm und nach dem Mittagessen und etwas Freizeit am Nachmittag wurden wir in Busse eingeteilt und fuhren in die Stadt.

800 Menschen zogen trommelnd über die Festung

Als größer Höhepunkt der Reise zogen nun fast 800 Menschen von der ganzen Welt mit Trommeln, anderen Instrumenten und Bannern durch die Stadt und über die Festung. Die Stimmung der Parade war unbeschreiblich. Stundenlang wurde getrommelt, gesungen und gefeiert, völlig unabhängig von Herkunft oder Religion. Das Ziel war die Kathedrale der Stadt, in der am Abend ein Round Table stattfand, bei dem Menschen verschiedenster Hintergründe der Möglichkeit gegeben wurde, vor den Teilnehmern der Université D‘ete über Themen wie Religion und Spiritualität zu sprechen.

Spät am Abend machten wir uns gemeinsam mit unseren Franternités wieder mit Gesang (Was wäre ein interkultureller Austausch ohne “I am from Austria” und “Fürstenfeld”?) und interessanten Gesprächsthemen am Strand entlang auf den Weg zurück zum Gelände, wo alle den Abend noch gemütlich am Lagerfeuer ausklingen ließen.

Was isst man im Libanon zum Frühstück?

Schneller als es uns lieb war, war auch schon Sonntag. Zeit um sich von den Leuten zu
verabschieden, die man in den letzten Tagen doch so ins Herz geschlossen hatte. Nach einer Abschiedszeremonie mit Film und Theater und einem Mittagessen, bei dem man sich ausgiebig über Essgewohnheiten in seinen Heimatländern austauschte (Woher sollte man auch sonst wissen, was man im Libanon zum Frühstück isst?), war auch schon der gefürchtete Abschied gekommen.

Wir stiegen wieder in unsere Busse und Züge, die Leute in die verschiedensten Plätze in Frankreich zurückbrachten, von denen alle gekommen waren und fuhren wieder fünf Stunden retour.

Endlich am Eiffelturm!

Endlich wieder in Paris angekommen und frisch geduscht, hatten wir nun endlich Zeit, um uns auf den Weg zum Eiffelturm zu machen. Nach einem einstündigen Fußmarsch quer durch Paris erreichten wir dann auch unser Ziel, wie man unschwer im letzten Eintrag vom Videotagebuch erkennen konnte, was auch prompt für zahllose Selfies genutzt wurde.

Mit vollen Speicherkarten und dem Vorsatz, uns möglichst bald wieder mit unseren neuen Bekanntschaften zu treffen, setzten wir uns am Montag dann wieder in das Flugzeug nach Wien.
Abschließend kann man nur sagen: Was für eine unglaubliche Reise …

Auch jetzt, zwei Wochen später, als ich diesen Eintrag schreibe, steigt mir noch die Gänsehaut auf, wenn ich an die Parade und die vielen wunderbaren Menschen denke, die wir getroffen haben.

St. Malo, wir kommen wieder!

Anna Fresner, Österreich