Das Leben in Bolzano und eine Wanderung mit Flüchtlingen

Bozen ist ein verdammt guter Ort.

Umgeben von Bergen, nicht einmal eine Stunde von den Dolomiten entfernt. Direkt greifbar sind wunderschöne Seen, niedliche kleine Dörfer, große Wälder oder unendliche Weinberge. Allein innerhalb der Stadt Bozen selbst gibt es drei Seilbahnen. Mehr als 6 Millionen Touristen kommen jedes Jahr in die Region Südtirol.

Es gibt aber auch ein sehr sensibles Thema in Bozen, in Italien, in Europa oder gar in der ganzen Welt. Es ist die Thematik der Flüchtlinge. Millionen von Menschen verlassen ihr Land wegen verschiedener Probleme – Krieg, wirtschaftliche Probleme, gefährliche Beziehungen…..all das können Ursachen sein, aus der Heimat zu fliehen. In Bozen gibt es, wie in jeder anderen italienischen Stadt, viele Asylbewerber. Sie leben in verschiedenen Unterkünften in der Umgebung und versuchen, sich in die Gesellschaft zu integrieren, einen Job zu finden, ihre Dokumente zu beschaffen und ein glückliches Leben zu führen. Ich arbeite in einem dieser Häuser, in einem der größten in Bozen um genau zu sein, mit 105 Gästen. Die meisten unserer Gäste sind ziemlich jung, in ihren Zwanzigern oder Dreißigern. Sie sind wie wir. Sie gehen zur Schule, machen Praktika, arbeiten, verlieben sich, kochen, verbringen ihre Zeit am Telefon…. Die Mädchen machen sich gerne die Haare schön und die Jungs hören gerne laute Musik.

Flüchtlinge und Freiwillige beim Wandern

Seit ich in Haus Aaron bin, treffe ich täglich Flüchtlinge. Einige von ihnen sind schon mehrere Jahre hier, andere erst wenige Monate. Ihre Sprachkenntnisse hängen stark von ihrer Muttersprache und ihrer aktuellen Motivation ab. Man sieht beide Seiten: Einen französischen Muttersprachler, der trotz der verwandten Sprache nur ein einfaches Italienisch spricht oder einen Hindi, der bereits ein sehr gutes Italienisch spricht, so können Extreme in beide Richtungen gehen. Mein persönliches Ziel bei der Arbeit in diesem Haus war es, das Leben der Flüchtlinge angenehmer zu gestalten. Ich habe versucht, sie für gute Leistungen in der Schule zu loben, ich ermutigte sie, wenn es im Job gut lief und ich habe meine Tipps und Tricks für einen Besuch in der Umgebung von Bozen weitergegeben. Da viele Menschen daran interessiert waren, die Region besser kennenzulernen, habe ich mich entschlossen, eine Wanderung in den Bergen zu organisieren. Zuerst nahmen wir einen Zug nach Vilpian und folgten dem Weg zur Mölten-Seilbahn. Von der Bergstation der Seilbahn aus gingen wir 12 Kilometer über den Sagenweg bis Sankt Jenesien. Unterwegs haben wir uns (überraschenderweise) nicht verlaufen und probierten auch einige der hier hier wachsenden Wallnüsse. Auf dem Sagenweg haben wir einige “Hexen” getroffen, Puppen, die in den Bäumen hängen und wie Hexen aussehen. Ich muss zugeben, ich war froh, dass wir diese Straße tagsüber gegangen sind! Kurz vor Ende haben wir im Gasthaus Edelweiss Rast eingelegt, um nach 3 Stunden Bewegung eine wohlverdiente Tasse Kaffee zu genießen. Nach dem Kaffee sind wir noch eine halbe Stunde hinunter ins Dorf gegangen, wo eine andere Seilbahn auf uns wartete. Ich habe diesen Tag genossen, sowie ich auch die Arbeit mit Flüchtlingen das ganze Jahr über genossen habe.

~ Ivana

… Ivana hat ihr einjähriges EVS (European Volunteer Service) bei der youngCaritas Südtirol beendet, sie war 3 Tage die Woche im Haus Aaron, einem Flüchtlingshaus und 2 Tage im Büro bei der youngCaritas. Sie kommt aus der Slowakei.