Young Days – Lourdes 2021

Aussicht in die Pyrenäen

Die 14-jährige Müllerstochter Bernadette Soubirous wächst in Lourdes am Fuße der französischen Pyrenäen auf. Am 11. Februar 1858 suchte sie nach Brennholz im Wald und kam dabei an einer Höhle vorbei. Am Höhleneingang stand eine schöne Frau und fortan besuchte Bernadette sie regelmäßig, denn ihrer Aussage nach handelte es sich dabei um die Jungfrau Maria. In Bernadettes neunten Erscheinung (9/18) trug Maria ihr auf, Gras zu essen, an dessen Stelle dann eine Quelle mit heilenden Eigenschaften entsprang – ein Wunder.

Heute ist Lourdes ein Wallfahrtsort, wo Gläubige aller Welt hin pilgern –          5 Millionen Besucher und Besucherinnen jährlich. Es ist nach Paris der meistbesuchte Ort Frankreichs. Und wir, wir erlebten an diesem ungewöhnlichen Ort unsere eigenen Wunder.

Wir? Das ist die YoungCaritas Europa: junge Mitarbeiter*innen, Engagierte und Interessierte aus verschiedenen Teilen Europas und der Welt, die in Lourdes vom 24. bis zum 29. August 2021 zusammenkamen, um eben über Träume zu sprechen und zu reflektieren. Träume, große Träume, große gemeinsame Träume – Träume wie unsere Welt in der Zukunft aussehen soll, eine Vision für ein solidarisches Europa, oder besser eine solidarische Welt?

In Workshops erarbeiteten wir gemeinsam Projektideen, diskutierten wie die Welt denn idealerweise in der Zukunft aussehen soll und wie wir auch andere Menschen zum Träumen ermutigen können, denn haben wir nicht auch Angst, dass der Gedanke an die Utopie die Gegenwart umso schwerer erträglich macht? Ich denke nicht, denn Menschen brauchen Wunder im Leben, sie brauchen Träume und positive Ziele, um auch selbst tätig zu werden. Mit „Ich kann doch eh nix ändern“ – Einstellungen kommen wir bekannterweise nicht weiter. Und diese Welt schreit förmlich nach Veränderungen.

Auch spielerisch, wie z.B. in Form einer Schnitzeljagd, beschäftigten wir uns mit den Visionen für Europa und kamen mit dem Ort und seinen Besuchenden in Kontakt.

In anderen Workshops bekamen wir die Chance uns Gedanken über unser Engagement zu machen und uns mit den anderen Engagierten auszutauschen: Was schafft das Gefühl einer Zugehörigkeit, welche Erfahrungen habe ich mit meinem Engagement gesammelt, was ich kann ich in die Welt weitertragen… ?

Mein persönliches Highlight der fünf gemeinsamen Tage war eben dies: der Austausch. Zu wissen, was andere Menschen Enormes leisten, wie sie sich für andere einsetzen und helfen, wie sie trotz eigener harter Rückschläge genug Kraft und Freude haben, all dies und vielmehr, rückt die Träume doch wahrhaft mehr in die Realität. Die Menge an tatbereiten und starken, lieben, jungen Menschen zu sehen, war traumhaft.

Manche dieser Menschen haben mir Teile ihrer Lebensgeschichte erzählt und ich bin jeder einzelnen Person dankbar dafür – ihre Stärke, trotz aller Hindernisse im Leben, inspiriert mich.

Schließlich zeigte sich der Zusammenhalt der gesamten Gruppe beim Besteigen eines Berges, wo jeder Mensch einander half und sich stützte – oben angekommen realisierte man die Schönheit dieser Welt und wie wichtig Zusammenhalt doch ist.

Eine Welt, wo Menschen friedlich zusammenleben ungeachtet ihrer Herkunft, Geschlecht, Sexualität oder Glaube, wo Menschen Anderen helfen und sie unterstützen, wo Menschen Offenheit, Toleranz und Liebe zeigen – klingt das nicht wie eine perfekte Welt? Wir durften sie fünf Tage lang erleben – wie wunder-bar.

Danke.

Victoria Negroi

Teilnehmerin aus Deutschland