Paneuropäisches Picknick – Den Eisernen Vorhang neu „aufgerollt“

30 Jahre nach Fall des Eisernen Vorhangs organisierte die youngCaritas von 18. bis 19. Juli in Ulrichsberg eine besondere Begegnung: In Anlehnung an das Paneuropäische Picknick trafen Jugendliche aus Oberösterreich und Tschechien in Ulrichsberg zusammen. Unter dem Motto „Meet me at the border“ erzählten sie sich gegenseitig Geschichten von Zeitzeugen und ihrem Leben an der „toten Grenze“. Was sie sich für die Zukunft Europas wünschen, wurde ebenso diskutiert.

Anlässlich „30 Jahre Öffnung des Eisernen Vorhangs 1989“ veranstalteten die youngCaritas Oberösterreich, die youngCaritas Budweis und der Osthilfefonds der Diözese Linz ein Austauschtreffen für Jugendliche aus Oberösterreich, Tschechien und Deutschland im Grenzgebiet Böhmerwald. Unter dem Titel „Meet me at the border“ beschäftigten sich die Jugendlichen mit der Zeit vor und nach der Öffnung der Grenzen sowie mit der Zukunft von Europa. „Schon im Vorfeld haben die Jugendlichen Erlebnisse aus der Zeit des Eisernen Vorhangs gesammelt und dafür ihre Eltern oder andere Zeitzeugen befragt“, erklärt Bianca Haindl von der youngCaritas Oberösterreich. Beim abendlichen Lagerfeuer machten diese Geschichten dann die Runde. Ing. Rudi Wakolbinger, Förster in der Böhmerwaldschule, erzählte von Schmugglern und Grenzpatrouillen, von Waldarbeitern und wie schwierig es war, mit den Menschen auf der anderen Seite in Kontakt zu treten.

Osteuropa-Expertin Mag.a Sigried Spindlbeck von der Auslandshilfe der Caritas Oberösterreich und Jana Valhova von der youngCaritas Budweis berichteten ebenfalls von ihren Erlebnissen. Am zweiten Tag führte Iris Niederdöckl von der Böhmerwaldschule die Jugendlichen zu den geschichtsträchtigen Orten entlang der Grenze. Besonders beeindruckte Glöckelberg/Zvonková die Jugendlichen, das für Jahrzehnte auf der Landkarte ausradiert war. Nach der Wende baute der Linzer Horst Wondraschek, dessen Mutter von hier stammte, die Kirche von Glöckelberg mit Hilfe von Spenden wieder auf. Im ehemaligen Mesnerhaus richtete er gemeinsam mit Othmar Hanke eine Ausstellung übe r das Leben der Menschen in Glöckelberg ein. Beim Schwemmkanal an der Grenze schrieben die Jugendlichen ihre gemeinsamen Vorstellungen von einem gemeinsamen Europa auf Pflanzenblätter, die sie symbolisch im Schwarzenberger Schwemmkanal Richtung Ostsee und Richtung Schwarzes Meer auf eine Reise in die Zukunft schickten. „Dass wir nicht vergessen, dass unsere Freiheit nicht selbstverständlich ist und diese auch in Zukunft behalten“, so der Wunsch von Maleen Goldschald, Mitglied des actionPools von youngCaritas.

Zum Abschluss veranstalteten sie ein Picknick an der Grenze, das an das Paneuropäische Picknick erinnern sollte. Beim Paneuropäischen Picknick am 19. August 1989 wurde ein Grenztor zwischen Österreich und Ungarn geöffnet. Dabei konnten 661 Ostdeutsche in den Westen fliehen. Die Massenflucht setzte zusammen mit anderen Ereignissen eine Kettenreaktion in Gang, an deren Ende der Zerfall des Ostblocks stand.

Barbora Fišerová Pegleyová, eine Jugendliche aus Tschechien, meinte zum Schluss des Drei-Länder-Treffens: „Ich habe diese beiden Tage und die vielen Geschichten sehr genossen. Besonders gefallen haben mir auch die Spiele, bei denen wir gelernt haben, wie man zusammen arbeiten kann.“ Ihr Wunsch für Europa ist ein Zitat Václav Havels, dem ersten Präsidenten der Tschechischen Republik: “Wahrheit und Liebe werden siegen gegenüber Lügen und Hass.“